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Was ist Achtsamkeit?

Achtsam zu sein ist eine universelle menschliche Fähigkeit und Tätigkeit. Wir sind stets in der einen oder anderen Weise aufmerksam 'bei der Sache' und damit mehr oder weniger schon achtsam. Sehr oft jedoch sind wir 'nicht da', geistig abwesend oder wir nehmen von uns selbst oder der Welt nur einen kleinen 'egozentrischen' Ausschnitt wahr. Achtsamkeit hat viel mit Präsenz und Bewusstheit zu tun. Diese Bewusstheit für das, was jetzt gerade geschieht, kann gezielt geübt werden.

Achtsamkeit ist Bewusstheit, die nicht an der Oberfläche bleibt. Sie sieht die Dinge tiefgründiger, unter der Ebene der Vorstellungen und Meinungen. Diese Art von tiefer Beobachtung führt zu völliger Gewissheit, einer vollständigen Abwesenheit von Verwirrung. – Bhante Henepola Gunaratana

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Achtsamkeitstraining

Sehr häufig beginnt ein Achtsamkeitstraining mit der bewussten Ausrichtung der Aufmerksamkeit auf die Atmung. Der Atem ist unser ständiger Begleiter. Doch nur selten sind wir uns dessen bewusst, wie wir gerade atmen: schnell, langsam, flach, tief, stockend, fließend usw. Indem wir die Aufmerksamkeit gezielt auf die Atmung lenken und uns mit unserer Atmung vertraut machen, lernen wir nicht nur etwas über uns selbst, sondern es wird sich in der Regel auch eine körperlich-geistige Entspannung einstellen.

So wie wir den Atem aufmerksam beobachten können, so ist dies auch mit körperlichen Empfindungen, mit Gefühlen oder Gedanken möglich – alles kann Gegenstand unserer gezielten und bewussten Aufmerksamkeit werden, sogar unser eigenes Verhalten und unsere Beziehungen zu unserer Mit- und Umwelt.

Achtsamkeit als „Geistestraining“ und als Übung des 'reinen Beobachtens' hat nach Nyanaponika drei Funktionen:

  1. Erkenntnis des Geistes (als das Erkennen körperlich-emotionaler und geistiger Zusammenhänge)

  2. Formung des Geistes (als Schulung vom Konzentration und Gelassenheit)

  3. Befreiung des Geistes (von Anhaftungen, Täuschungen oder Vorurteilen)

Die Voraussetzung für ein Achtsamkeitstraining ist, dass wir wacher für die verschiedenen Aspekte unseres Lebens sein wollen. Motivation ist damit der erste Pfeiler der Kultivierung von Achtsamkeit. Sie gibt uns Kraft und das nötige Durchhaltevermögen.

Der zweite Pfeiler ist gewissermaßen der Gegensatz zum Wollen – das Loslassen. Nur wenn wir einerseits Willens sind und andererseits die nötige Gelassenheit besitzen, die Dinge zu lassen und damit (möglichst objektiv) zu sehen, kann sich eine möglichst vorurteilsfreie Wahrnehmung einstellen. Achtsamkeit ist damit der mittlere Pfad zwischen Aktivität und Passivität im Hinblick auf die bewusste Ausrichtung unseres Geistes.

Wozu achtsam sein?

Achtsamkeitstraining ist ein „Geistestraining“ das sich vor allem im Umgang mit alltäglichem Leiden und chronischem Stress bewähren kann (z. B. im MBSR-Programm). In der buddhistischen Lehre ist Achtsamkeit (Pali: sati) untrennbar verbunden mit Erwachen (bodhi) aus der Unbewusstheit alltäglicher Wahrnehmung und der Überwindung von universellem Leiden (dukkha).

Unzählige wissenschaftliche Studien, ebenso wie Praxiserfahrungen zeigen die Wirksamkeit von Achtsamkeitstraining gegenüber Aufmerksamkeitsstörungen, Stress, Burnout, Schmerzen oder anderen chronischen Leiden. Die Voraussetzungen dafür sind Bereitschaft und Offenheit. Die Achtsamkeitsübung setzt ein gewisses Maß an Stabilität voraus. Achtsamkeit ersetzt daher keine Psychotherapie! Sie kann aber in Ergänzung mit einer solchen sinnvoll sein.

Wie oft leiden wir unter Gedanken, Ängsten, Schmerzen, die wir nicht loslassen können? Oder an Verhaltensweisen, die uns selbst oder anderen mehr schaden als nutzen? Das achtsame wahrnehmen unbewusster Verhaltensmuster hilft uns dabei, diese Dinge 1.) zu sehen und zu erkennen wie sie sind, 2.) sie (zunächst) anzunehmen und sie damit 3.) gleichsam loslassen und verändern zu können.

Wenn man in unmittelbarer Anschauung aus dem Wiederholungszwang der gewohnten Perspektiven heraustritt, gibt man den Dingen gleichsam die Möglichkeit, sich voll auszusprechen, und man bekommt dadurch vieles zu hören, was bisher von der momentanen Melodie des rein assoziierenden Denkens und Fühlens übertönt wurde. – Nyanaponika

Was wir mit der Achtsamkeit machen, ist eine ebenso offene Frage, wie, was die Achtsamkeit mit uns macht. Ist die Bereitschaft vorhanden, Achtsamkeit mit der nötigen Geduld und einem offenen „Anfängergeist“ zu üben, so ist die Erschließung neuer Horizonte gewiss.